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ISO/SAE 21434: Was KMUs im Automotive-Bereich über Cybersecurity wissen müssen

Die Automobilindustrie befindet sich mitten in einer digitalen Revolution: Vernetzte Fahrzeuge, autonomes Fahren und Over-the-Air-Updates bieten innovative Möglichkeiten, bringen jedoch auch neue Risiken mit sich. Cybersecurity ist längst nicht mehr nur ein Thema für große Automobilhersteller – auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) müssen sich mit den Herausforderungen auseinandersetzen, um den wachsenden Anforderungen von Kunden, Partnern und Regulierungsbehörden gerecht zu werden. Die ISO/SAE 21434, ein internationaler Standard für Cybersecurity im Automobilsektor, bietet eine klare Grundlage, um Sicherheitsmaßnahmen effektiv und strukturiert umzusetzen. In diesem Artikel erfahren Sie, warum der Standard wichtig ist, welche Anforderungen er stellt und wie KMUs ihn Schritt für Schritt in die Praxis umsetzen können, um ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer vernetzten Zukunft zu sichern.

Was ist die ISO/SAE 21434?

Die ISO/SAE 21434 ist ein internationaler Standard, der speziell für die Cybersecurity in der Automobilindustrie entwickelt wurde. Er zielt darauf ab, Sicherheitsanforderungen und -maßnahmen während des gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs zu definieren, von der Konzeptphase über die Entwicklung und Produktion bis hin zur Entsorgung. Im Zeitalter der vernetzten Fahrzeuge ist dieser Standard von entscheidender Bedeutung, um Bedrohungen zu minimieren und das Vertrauen der Kunden in sichere Technologien zu stärken.

Hintergrund und Entstehung

Die ISO/SAE 21434 wurde als Antwort auf die zunehmende Komplexität und Vernetzung moderner Fahrzeuge entwickelt. Gemeinsam von der International Organization for Standardization (ISO) und der Society of Automotive Engineers (SAE) erarbeitet, bietet sie eine einheitliche Grundlage für Cybersecurity-Prozesse im Automotive-Bereich.

Ziel und Zweck des Standards

Der Standard legt Prozesse und Best Practices fest, um die Cybersecurity-Risiken in allen Phasen des Produktlebenszyklus zu identifizieren und zu mindern. Ziel ist es, sowohl technische Schwachstellen als auch organisatorische Herausforderungen zu adressieren, damit Fahrzeuge den aktuellen und zukünftigen Sicherheitsanforderungen gerecht werden.

Wesentliche Inhalte der ISO/SAE 21434

  • Risikobasierter Ansatz: Unternehmen werden dazu angehalten, Cybersecurity-Risiken systematisch zu bewerten und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
  • Lebenszyklus-Orientierung: Der Standard deckt alle Phasen des Fahrzeuglebenszyklus ab, einschließlich Design, Produktion, Betrieb und Nachbesserung.
  • Verantwortlichkeiten und Rollen: Klare Definition von Zuständigkeiten innerhalb der Organisation, um eine effektive Umsetzung sicherzustellen.
  • Technische Maßnahmen: Vorgaben für sichere Software- und Hardware-Entwicklung sowie den Schutz von Kommunikationsschnittstellen.

Warum ist die ISO/SAE 21434 so wichtig?

Durch den zunehmenden Einsatz von Software und “Connected Cars” steigt das Risiko für Cyberangriffe. Ein einziger Vorfall kann nicht nur finanzielle Schäden, sondern auch lebensbedrohliche Konsequenzen nach sich ziehen. Die ISO/SAE 21434 bietet Unternehmen eine systematische Grundlage, um diesen Risiken zu begegnen und den Schutz von Fahrzeuginsassen sowie Daten zu gewährleisten.

Die Relevanz der ISO/SAE 21434 für KMUs

Kleine und mittelständische Unternehmen spielen eine zentrale Rolle in der Automobilindustrie, insbesondere als Zulieferer für größere OEMs (Original Equipment Manufacturers). Mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung moderner Fahrzeuge stehen auch KMUs vor der Herausforderung, Cybersecurity-Anforderungen zu erfüllen. Die ISO/SAE 21434 bietet hierbei einen klaren Rahmen, der speziell auch für KMUs von großer Bedeutung ist.

Warum KMUs die ISO/SAE 21434 beachten sollten

  1. Zunehmender Druck durch OEMs und Partner
    OEMs und größere Tier-1-Zulieferer verlangen zunehmend von ihren Partnern und Zulieferern die Einhaltung von Cybersecurity-Standards wie der ISO/SAE 21434. Dies ist nicht nur ein Wettbewerbsvorteil, sondern oft eine Voraussetzung für zukünftige Geschäftsbeziehungen.
  2. Schutz vor Cyberangriffen
    KMUs sind genauso anfällig für Cyberangriffe wie größere Unternehmen. Ein Angriff auf ein kleines Unternehmen kann jedoch noch verheerendere Folgen haben, da die Ressourcen für schnelle Reaktionen oft begrenzt sind. Die ISO/SAE 21434 hilft, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und Risiken zu minimieren.
  3. Rechts- und Normenkonformität
    In vielen Ländern gibt es mittlerweile gesetzliche Anforderungen oder Richtlinien für Cybersecurity im Automotive. Die ISO/SAE 21434 unterstützt KMUs dabei, regulatorische Vorgaben zu erfüllen und rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

Herausforderungen für KMUs

  • Begrenzte Ressourcen: Viele KMUs verfügen nicht über die finanziellen oder personellen Kapazitäten, um umfangreiche Cybersecurity-Programme zu implementieren.
  • Mangelndes Fachwissen: Cybersecurity ist ein spezialisiertes Gebiet, und der Aufbau von internem Know-how erfordert Zeit und Investitionen.
  • Integration in bestehende Prozesse: Die Umsetzung der ISO/SAE 21434 kann eine Anpassung bestehender Entwicklungs- und Produktionsprozesse erfordern, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt.

Vorteile der Umsetzung

Trotz dieser Herausforderungen bringt die Implementierung der ISO/SAE 21434 zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Wettbewerbsvorteil: KMUs, die die Anforderungen des Standards erfüllen, positionieren sich als verlässliche Partner in der Automobilzulieferkette.
  • Vertrauensbildung: Die Einhaltung von Cybersecurity-Standards stärkt das Vertrauen von Kunden, Partnern und Endverbrauchern in die Sicherheit der Produkte.
  • Risikominimierung: Durch präventive Maßnahmen können teure Ausfälle, Rückrufe oder Imageschäden vermieden werden.

Kernanforderungen der ISO/SAE 21434

Die ISO/SAE 21434 legt klare Anforderungen und Prozesse fest, die Unternehmen dabei unterstützen, Cybersecurity im Automotive-Bereich systematisch zu integrieren. Sie bietet eine umfassende Grundlage, um potenzielle Bedrohungen zu identifizieren, Risiken zu bewerten und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Hier sind die wichtigsten Kernanforderungen des Standards im Überblick:

1. Risikobasierte Herangehensweise

Die ISO/SAE 21434 fordert, dass Unternehmen Cybersecurity-Risiken systematisch bewerten. Dies umfasst:

  • Bedrohungs- oder Risikoanalyse: Identifikation potenzieller Angriffsvektoren und Schwachstellen.
  • Risikobewertung: Bewertung der potenziellen Auswirkungen und Wahrscheinlichkeiten von Angriffen.
  • Risikobehandlung: Ableitung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Risikominderung.

2. Lebenszyklus-Orientierung

Ein zentrales Prinzip der ISO/SAE 21434 ist die Betrachtung der Cybersecurity über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs oder einer Komponente hinweg. Dies beinhaltet:

  • Konzeptphase: Definition von Sicherheitszielen und -anforderungen.
  • Entwicklungsphase: Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen in Design, Software und Hardware.
  • Produktionsphase: Sicherstellung, dass Sicherheitsanforderungen während der Fertigung eingehalten werden.
  • Betriebsphase: Kontinuierliche Überwachung und Aktualisierung von Sicherheitsmaßnahmen im Betrieb.
  • Stilllegung: Sichere Entsorgung und Schutz vor Missbrauch ausgemusterter Systeme.

3. Organisatorische Anforderungen

Die ISO/SAE 21434 betont die Bedeutung von klar definierten Verantwortlichkeiten und Prozessen innerhalb der Organisation. Dazu gehören:

  • Cybersecurity-Management: Implementierung eines übergreifenden Managementsystems für Cybersecurity.
  • Rollen und Verantwortlichkeiten: Zuweisung von Aufgaben und Zuständigkeiten, um die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten.
  • Mitarbeiterschulungen: Aufbau eines Bewusstseins für Cybersecurity und Schulung relevanter Teams.

4. Technische Anforderungen

Die Standardvorgaben umfassen auch spezifische technische Maßnahmen, um die Sicherheit von Fahrzeugen und Komponenten zu gewährleisten:

  • Sichere Softwareentwicklung: Verwendung sicherer Programmiertechniken und Tools.
  • Schutz von Kommunikationsschnittstellen: Sicherung von drahtlosen und kabelgebundenen Schnittstellen gegen unbefugten Zugriff.
  • Verschlüsselung und Authentifizierung: Einsatz kryptografischer Verfahren zur Datenabsicherung.

5. Kontinuierliche Überwachung und Verbesserung

Cybersecurity ist kein statischer Zustand. Die ISO/SAE 21434 verlangt eine kontinuierliche Überwachung und Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen:

  • Incident Management: Einrichtung eines Systems zur Erkennung und Reaktion auf Sicherheitsvorfälle.
  • Updates und Patches: Entwicklung von Mechanismen zur Bereitstellung sicherer Software-Updates.
  • Lessons Learned: Nutzung von Erkenntnissen aus Vorfällen zur Verbesserung zukünftiger Prozesse.

Schritt-für-Schritt: Umsetzung der ISO/SAE 21434 in KMUs

Die Implementierung kann auf den ersten Blick komplex erscheinen, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs). Mit einer strukturierten Herangehensweise lässt sich der Standard jedoch effektiv und ressourcenschonend umsetzen. Hier ist ein schrittweiser Leitfaden, um die Anforderungen der ISO/SAE 21434 in KMUs erfolgreich zu integrieren:

1. Verständnis und Sensibilisierung schaffen

Bevor mit der Umsetzung begonnen wird, ist es wichtig, ein grundlegendes Verständnis für den Standard und seine Bedeutung zu entwickeln:

  • Schulungen und Workshops: Mitarbeiterschulungen, um das Bewusstsein für Cybersecurity zu stärken.
  • Stakeholder einbinden: Führungskräfte und relevante Abteilungen frühzeitig ins Boot holen, um die Umsetzung zu unterstützen.

2. Cybersecurity-Managementsystem aufbauen

Ein robustes Managementsystem ist das Fundament für die Umsetzung der ISO/SAE 21434:

  • Prozesse definieren: Klare Prozesse für die Identifikation, Bewertung und Behandlung von Sicherheitsrisiken entwickeln.
  • Rollen und Verantwortlichkeiten: Zuständigkeiten für Cybersecurity in der Organisation festlegen.
  • Ressourcen planen: Zeit, Budget und Werkzeuge für die Umsetzung einplanen.

3. Bedrohungsanalyse und Risikobewertung durchführen

Die Identifikation und Bewertung von Risiken ist ein zentraler Bestandteil der ISO/SAE 21434:

  • Bedrohungen identifizieren: Mögliche Schwachstellen und Angriffsszenarien analysieren.
  • Risikoeinschätzung: Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen von Angriffen bewerten.
  • Risikobehandlung planen: Maßnahmen definieren, um Risiken zu minimieren oder zu beseitigen.

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4. Sicherheitsmaßnahmen implementieren

Basierend auf der Risikobewertung sollten technische und organisatorische Maßnahmen umgesetzt werden:

  • Sichere Entwicklungspraktiken: Einführung von Standards und Tools für die sichere Software- und Hardware-Entwicklung.
  • Schutz von Schnittstellen: Absicherung aller Kommunikations- und Datenschnittstellen.
  • Kryptografie: Einsatz von Verschlüsselungs- und Authentifizierungsmechanismen.

5. Prozesse in den Lebenszyklus integrieren

Cybersecurity muss während des gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs oder Produkts berücksichtigt werden:

  • Designphase: Sicherheitsanforderungen bereits in der Konzeptphase berücksichtigen.
  • Betriebsphase: Mechanismen zur Überwachung, Aktualisierung und Fehlerbehebung etablieren.
  • Stilllegungsphase: Sichere Entsorgung oder Deaktivierung von Komponenten sicherstellen.

6. Überwachung und kontinuierliche Verbesserung

Die Arbeit endet nicht mit der Implementierung; kontinuierliche Anpassung ist entscheidend:

  • Überwachung von Vorfällen: Ein System zur Erkennung und Reaktion auf Sicherheitsvorfälle einrichten.
  • Updates und Patches: Mechanismen zur sicheren Bereitstellung von Software-Updates entwickeln.
  • Erkenntnisse nutzen: Erfahrungen aus Sicherheitsvorfällen und Tests zur Verbesserung nutzen.

7. Zertifizierung anstreben (optional)

Obwohl die ISO/SAE 21434 keine Zertifizierung vorschreibt, kann eine externe Überprüfung die Umsetzung validieren und das Vertrauen von Kunden und Partnern stärken.

Herausforderungen bei der Implementierung der ISO/SAE 21434

Die Einführung stellt Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs), vor verschiedene Herausforderungen. Diese sind nicht nur technischer Natur, sondern betreffen auch organisatorische und wirtschaftliche Aspekte. Es ist wichtig, diese Hürden frühzeitig zu erkennen und gezielt anzugehen.

1. Begrenzte Ressourcen

  • Zeit und Budget: KMUs verfügen oft über begrenzte finanzielle Mittel und Zeit, um umfangreiche Cybersecurity-Standards wie die ISO/SAE 21434 umzusetzen.
  • Fachkräftemangel: Spezialisierte Kenntnisse im Bereich Cybersecurity sind häufig rar, und die Rekrutierung von Experten kann teuer und zeitaufwendig sein.

Lösung: Priorisierung von Kernanforderungen, Outsourcing an spezialisierte Dienstleister oder die Nutzung von Förderprogrammen für Cybersecurity-Initiativen.

2. Komplexität der Anforderungen

Die ISO/SAE 21434 umfasst zahlreiche Prozesse und technische Vorgaben, die für Unternehmen ohne Vorerfahrung oft überwältigend wirken.

  • Technische Tiefe: Die Umsetzung sicherer Software- und Hardware-Prozesse erfordert ein tiefes Verständnis für Cybersecurity-Technologien.
  • Integration in bestehende Abläufe: Bestehende Entwicklungs- und Produktionsprozesse müssen angepasst werden, was zusätzlichen Aufwand bedeutet.

Lösung: Schrittweises Vorgehen und die Nutzung von Leitfäden, Checklisten oder externen Beratungsleistungen zur Unterstützung.

3. Awareness und Akzeptanz innerhalb der Organisation

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Sensibilisierung und Unterstützung der Mitarbeitenden:

  • Mangelndes Bewusstsein: Mitarbeiter in nicht-technischen Abteilungen unterschätzen oft die Bedeutung von Cybersecurity.
  • Widerstand gegen Veränderungen: Neue Prozesse oder Schulungen können intern auf Ablehnung stoßen.

Lösung: Schulungsprogramme und regelmäßige Kommunikation, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Cybersecurity zu stärken und alle Beteiligten einzubinden.

4. Dynamische Bedrohungslage

Die Cybersecurity-Landschaft ist hochdynamisch, mit ständig neuen Angriffsmethoden und Sicherheitsanforderungen:

  • Schnelle Anpassung notwendig: Unternehmen müssen ihre Maßnahmen kontinuierlich anpassen, um aktuellen Bedrohungen zu begegnen.
  • Langfristige Verpflichtung: Cybersecurity ist kein einmaliges Projekt, sondern erfordert langfristige Ressourcen und Aufmerksamkeit.

Lösung: Einführung eines kontinuierlichen Überwachungs- und Verbesserungsprozesses gemäß den Vorgaben der ISO/SAE 21434.

5. Nachweis gegenüber Partnern und Kunden

  • Dokumentationsaufwand: Die Nachweise zur Einhaltung der ISO/SAE 21434 erfordern umfassende Dokumentation und Berichte.
  • Externe Prüfungen: Die Zusammenarbeit mit OEMs oder Tier-1-Zulieferern kann zusätzliche Prüfungen oder Zertifizierungen erforderlich machen.

Lösung: Aufbau eines effizienten Dokumentationssystems und enge Zusammenarbeit mit Partnern, um Anforderungen frühzeitig zu klären.

Best Practices: Wie KMUs Cybersecurity im Automotive-Bereich stärken können

Die Implementierung der ISO/SAE 21434 erfordert von KMUs ein gezieltes Vorgehen, um den Anforderungen des Standards gerecht zu werden und eine robuste Cybersecurity-Strategie zu etablieren. Mit bewährten Best Practices können Unternehmen die Umsetzung effizient gestalten und gleichzeitig die Sicherheit ihrer Systeme und Produkte deutlich verbessern.

1. Cybersecurity in die Unternehmenskultur integrieren

Eine starke Sicherheitskultur ist die Grundlage für den Erfolg:

  • Sensibilisierung aller Mitarbeitenden: Regelmäßige Schulungen und Workshops fördern das Bewusstsein für Cybersecurity-Risiken und -Lösungen.
  • Cybersecurity als Unternehmensziel: Die Integration von Sicherheitszielen in die strategische Ausrichtung des Unternehmens zeigt die Bedeutung dieses Themas.

2. Risikomanagement priorisieren

Ein strukturiertes Risikomanagement hilft, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und effektiv zu begegnen:

  • Regelmäßige Bedrohungsanalysen: Kontinuierliche Bewertungen helfen, neue Risiken und Schwachstellen aufzudecken.
  • Risikominimierung durch präventive Maßnahmen: Fokus auf die frühzeitige Integration von Schutzmaßnahmen in den Entwicklungsprozess.

3. Klare Prozesse und Verantwortlichkeiten etablieren

Die Implementierung der ISO/SAE 21434 erfordert definierte Strukturen:

  • Cybersecurity-Verantwortliche benennen: Klare Zuständigkeiten erleichtern die Koordination und Überwachung von Maßnahmen.
  • Standardisierte Prozesse: Die Einführung von Leitfäden und Checklisten gewährleistet, dass wichtige Schritte nicht übersehen werden.

4. Technologie und Tools gezielt einsetzen

Moderne Technologien und Tools unterstützen eine sichere Produktentwicklung:

  • Automatisierte Sicherheitstests: Tools zur statischen und dynamischen Codeanalyse helfen, Sicherheitslücken frühzeitig zu erkennen.
  • Verschlüsselung und Authentifizierung: Der Einsatz bewährter kryptografischer Verfahren schützt Daten und Kommunikationsschnittstellen.
  • Patch-Management: Ein System zur Bereitstellung und Verwaltung von Updates minimiert Sicherheitsrisiken während der Betriebsphase.

5. Zusammenarbeit mit Partnern und Experten

Cybersecurity erfordert oft Expertise, die KMUs intern nicht immer vollständig aufbauen können:

  • Externe Beratung: Zusammenarbeit mit spezialisierten Dienstleistern oder Cybersecurity-Experten, um spezifische Anforderungen zu erfüllen.
  • Partnerschaften stärken: Enger Austausch mit OEMs und anderen Zulieferern sorgt für eine reibungslose Abstimmung entlang der Lieferkette.

6. Kontinuierliche Verbesserung sicherstellen

Cybersecurity ist ein fortlaufender Prozess:

  • Monitoring und Audits: Regelmäßige Überprüfungen und Audits helfen, Schwächen zu identifizieren und Verbesserungen umzusetzen.
  • Erfahrungen aus Vorfällen nutzen: Jede Sicherheitslücke oder jeder Angriff sollte als Lernmöglichkeit betrachtet werden, um zukünftige Risiken zu minimieren.

7. Ressourcen effizient nutzen

Gerade für KMUs ist es wichtig, mit begrenzten Mitteln das Maximum zu erreichen:

  • Förderprogramme nutzen: Öffentliche Initiativen und Fördermittel können finanzielle Unterstützung bieten.
  • Fokus auf Kernanforderungen: Priorisierung der wichtigsten Aspekte der ISO/SAE 21434 für eine effiziente Umsetzung.

ISO/SAE 21434: Beispiele aus der Praxis

Die Umsetzung in der Praxis zeigt, wie Unternehmen unterschiedlicher Größe und Ausrichtung von den Vorgaben des Standards profitieren können. Anhand konkreter Beispiele lassen sich die Vorteile und Herausforderungen der Implementierung veranschaulichen.

1. Absicherung von Steuergeräten bei einem Tier-2-Zulieferer

Ein mittelständisches Unternehmen, das elektronische Steuereinheiten (ECU) für vernetzte Fahrzeuge liefert, stand vor der Aufgabe, die Sicherheitsanforderungen der ISO/SAE 21434 zu erfüllen.

  • Umsetzung:
    • Einführung sicherer Entwicklungsprozesse, einschließlich Code-Reviews und automatisierter Sicherheitstests.
    • Absicherung der Kommunikationsschnittstellen der Steuergeräte mit End-to-End-Verschlüsselung.
  • Ergebnis:
    • Das Unternehmen konnte Cybersecurity-Risiken reduzieren und sich als verlässlicher Partner bei OEMs positionieren.

2. Einführung eines Incident-Management-Systems bei einem OEM

Ein führender Automobilhersteller implementierte ein Incident-Management-System, um Cybersecurity-Vorfälle schnell zu erkennen und zu behandeln.

  • Umsetzung:
    • Aufbau eines Überwachungszentrums zur Echtzeit-Erkennung von Sicherheitsvorfällen.
    • Einführung eines standardisierten Prozesses zur Bewertung und Behebung von Vorfällen.
  • Ergebnis:
    • Das Unternehmen konnte die Reaktionszeiten auf Sicherheitsbedrohungen erheblich verkürzen und seine Systeme proaktiv schützen.

3. Entwicklung eines sicheren Updatesystems bei einem Software-Dienstleister

Ein Software-Dienstleister entwickelte eine sichere Lösung für Over-the-Air-Updates (OTA-Updates) im Rahmen der ISO/SAE 21434-Anforderungen.

  • Umsetzung:
    • Implementierung kryptografischer Verfahren zur Sicherung des Update-Prozesses.
    • Einführung eines mehrstufigen Authentifizierungsverfahrens, um Manipulationen zu verhindern.
  • Ergebnis:
    • Kunden konnten Updates sicher bereitstellen und die Integrität ihrer Software gewährleisten.

4. Schulungsprogramm in einem kleinen Zulieferbetrieb

Ein kleiner Zulieferer erkannte, dass mangelndes Bewusstsein für Cybersecurity ein großes Risiko darstellt.

  • Umsetzung:
    • Durchführung von Mitarbeiterschulungen zu den Grundlagen der ISO/SAE 21434.
    • Integration von Cybersecurity in die täglichen Arbeitsabläufe, z. B. durch Checklisten und regelmäßige Updates.
  • Ergebnis:
    • Verbesserte Sicherheitskultur und ein höheres Bewusstsein für Cybersecurity-Risiken im gesamten Team.

5. Sicherung eines Elektronikprodukts in der Konzeptphase

Ein Startup, das elektronische Sensoren für Fahrzeuge entwickelt, integrierte Cybersecurity von Beginn an in seine Prozesse.

  • Umsetzung:
    • Erstellung einer Bedrohungsanalyse und Risikobewertung bereits in der Konzeptphase.
    • Entwicklung einer sicheren Firmware, die potenziellen Angriffsvektoren standhält.
  • Ergebnis:
    • Die Produkte des Unternehmens erfüllten die Sicherheitsanforderungen der ISO/SAE 21434 und waren marktfähig.

Die Rolle der ISO/SAE 21434 in der Zukunft der Automobilindustrie

Die Automobilindustrie steht vor einem Paradigmenwechsel: Vernetzte Fahrzeuge, autonomes Fahren und die zunehmende Digitalisierung stellen neue Herausforderungen an die Cybersecurity. Die ISO/SAE 21434 wird in diesem Kontext eine entscheidende Rolle spielen, um die Sicherheit von Fahrzeugen und die Integrität der gesamten Lieferkette zu gewährleisten.

1. Cybersecurity als unverzichtbarer Bestandteil moderner Fahrzeuge

Mit der steigenden Vernetzung von Fahrzeugen wachsen auch die Risiken:

  • Zunahme von Angriffspunkten: Moderne Fahrzeuge sind mit einer Vielzahl von Sensoren, Steuergeräten und Kommunikationsschnittstellen ausgestattet, die potenzielle Ziele für Angriffe darstellen.
  • Sicherheitskritische Systeme: Cyberphysische Systeme wie Fahrassistenz und autonomes Fahren tragen zu Sicherheit und Schutz bei.

Die ISO/SAE 21434 legt hier die Grundlage, um diese komplexen Herausforderungen zu bewältigen, indem sie einen risikobasierten Ansatz und klare Sicherheitsanforderungen vorgibt.

2. Vertrauensbildung bei Verbrauchern

Cybersecurity wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil:

  • Sicherheitsbewusstsein der Verbraucher: Kunden legen immer mehr Wert auf die Sicherheit ihrer Daten und die Integrität der Fahrzeugsoftware.
  • Markenreputation schützen: Unternehmen, die den Standard einhalten, minimieren das Risiko von sicherheitskritischen Vorfällen und stärken das Vertrauen in ihre Marke.

Die Einhaltung der ISO/SAE 21434 zeigt Kunden und Partnern, dass ein Hersteller proaktiv Maßnahmen zur Cybersecurity ergreift.

3. Unterstützung der regulatorischen Entwicklung

Die Gesetzgebung rund um Cybersecurity im Automobilsektor wird weltweit strenger:

  • UNECE WP.29: Vorschriften wie die UNECE WP.29 verlangen, dass Hersteller ein Cybersecurity-Managementsystem (CSMS) einrichten und nachweisen. Die ISO/SAE 21434 bietet hier eine praktische Grundlage zur Erfüllung dieser Anforderungen.
  • Globale Harmonisierung: Der Standard hilft, weltweit einheitliche Vorgaben zu schaffen und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen zu erleichtern.

4. Zukunftssichere Lieferketten

Die Automobilindustrie ist stark verzahnt, was die Sicherheit der gesamten Lieferkette kritisch macht:

  • Verantwortung der Zulieferer: Zulieferer müssen nachweisen, dass ihre Produkte und Prozesse den Anforderungen der ISO/SAE 21434 entsprechen.
  • Kooperation fördern: Der Standard erleichtert die Zusammenarbeit zwischen OEMs und Zulieferern durch einheitliche Sicherheitsprozesse und -vorgaben.

5. Förderung von Innovationen und Technologien

Die ISO/SAE 21434 fördert auch die Entwicklung innovativer Technologien:

  • Sichere Softwareentwicklung: Neue Ansätze wie KI und maschinelles Lernen können sicher integriert werden.
  • Nachhaltige Cybersecurity-Lösungen: Unternehmen können zukunftsorientierte Sicherheitslösungen entwickeln, die auch zukünftige Bedrohungen adressieren.

6. Langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichern

Die Automobilindustrie befindet sich in einem globalen Wettbewerb, bei dem Cybersecurity ein zentraler Faktor ist:

  • Früher Einstieg: Unternehmen, die frühzeitig auf die ISO/SAE 21434 setzen, verschaffen sich einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz.
  • Anpassungsfähigkeit: Der Standard ermöglicht es Unternehmen, flexibel auf neue Bedrohungen und Anforderungen zu reagieren.

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Fazit: Mit Cybersecurity in die Zukunft im Automotive-Bereich

Die ISO/SAE 21434 ist weit mehr als nur ein Standard – sie ist ein unverzichtbares Werkzeug, um Cybersecurity systematisch und effektiv in den Automobilsektor zu integrieren. Für KMUs bietet sie nicht nur die Möglichkeit, gesetzliche Anforderungen und die Erwartungen von OEMs zu erfüllen, sondern auch, sich als vertrauenswürdiger Partner in der Lieferkette zu positionieren.

Die Umsetzung mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, doch mit einem strukturierten Ansatz, klaren Prozessen und dem Einsatz bewährter Best Practices können auch kleinere Unternehmen die Anforderungen des Standards erfolgreich meistern. Cybersecurity ist nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern ein strategischer Vorteil in einer zunehmend vernetzten Welt.

Indem KMUs frühzeitig auf die ISO/SAE 21434 setzen, schützen sie nicht nur ihre Produkte, sondern auch ihr Geschäft vor den Risiken der Digitalisierung. Gleichzeitig schaffen sie die Grundlage für Innovation, langfristige Wettbewerbsfähigkeit und das Vertrauen von Kunden und Partnern. Cybersecurity wird so zum Schlüssel für eine sichere und erfolgreiche Zukunft im Automotive-Bereich.

Quellen:

https://www.tuev-nord.de/de/unternehmen/zertifizierung/iso-sae-21434

https://www.elektroniknet.de/automotive/software-tools/iso-sae-21434-herausforderungen-und-empfehlungen-zur-umsetzung.204027.html

https://www.tuvsud.com/de-de/dienstleistungen/produktpruefung-und-produktzertifizierung/zertifizierung-nach-iso-sae-21434

https://de.wikipedia.org/wiki/ISO/SAE_21434

https://clockworkx.de/iso-21434

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